Rezension zu "Der Weltensammler"
von Ilija Trojanow
Trojanow kannte ich bereits von früheren Veröffentlichungen, wusste daher, dass ich ihn im Auge behalten sollte. Als ich den 'Weltensammler' zum ersten Mal las, wurde mir der unübersehbare Qualitätssprung gegenüber seinem lesenswerten Erstlingsroman unmittelbar klar: Zweifellos hatte ich es mit einem ungewöhnlich guten Buch zu tun, das mich zudem vom Stoff her fesselte, und deshalb las ich wohl etwas zu rasch: Burton war mir zuvor (zu meiner Beschämung) kein Begriff.
Literatur spielt in meinem Umfeld eine große Rolle, und so ließ ich mich in Gesprächen von dritter Seite, die auch u. a. zu meiner Webseite beisteuert, mittels einer Fülle von Argumenten belehren, dass mit dem 'Weltensammler' der größte deutschsprachige Literaturroman seit mindestens drei Jahrzehnten erschien. Eine ausführliche Begründung finden Sie auf meiner Webseite.
Der zweite, sorgfältige Durchgang bestätigte dieses Urteil voll und ganz, ihm bleibt nichts hinzuzufügen. Tatsächlich sind die allermeisten heute gerühmten Romane so unerheblich, dass man sie so rasch wie möglich hinter sich bringen sollte, sofern man sie überhaupt liest. Leider drohen die eigenen besseren Lese-Sitten dabei zu verwahrlosen. Beim Weltensammler hatten sie auch Artikel und Lobreden anlässlich von Preisverleihungen beeinflusst, die, soweit ich sie kannte, allesamt fehlgriffen.
Sofern überhaupt noch gewürdigt, wird Literatur hier aus meist falschen Gründen gelobt, und das ist schlimm. In den U.S.A. reussiert inzwischen ein Bestseller, der das Lesen lehren will, wenn auch vor allem zum Zwecke von Referaten, Seminararbeiten u.s.w. Mir scheint, auch hierzulande wäre so etwas nötig...
Trojanow hat ein staunenswertes und bewunderungswürdiges Buch geschaffen, allerdings wird selbst er nicht daran anknüpfen können, denn wie alles Große lässt es sich nicht fortsetzen.
Da ich wohl weiß, wie schwierig es ist, nicht unter ein bereits erreichtes Niveau zu fallen, schließlich schreibe ich selbst, hoffe ich, ebenso für den Autor wie für unsere Literatur, dass dies Trojanow auch künftig gelingen möge, vor allem dass ihm sein Erfolg nicht den Kopf vernebelt. Es bedarf ja nicht nur aller erprobten Fähigkeiten, sondern auch eines geeigneten Sujets. Der 'Nomade auf vier Kontinenten' ist kein Roman und braucht daher niemand zu irritieren.
Ich jedenfalls wüsste keinen, in den ich sonst Hoffnung setzen könnte. Wenn doch, dann schreiben jene angesichts heutiger Verlags- und Medienpolitik für die Schublade. Trojanow arbeitet schon lange journalistisch und hatte das Glück, dass er bereits zu einer Zeit verlegt wurde, als noch Türen vereinzelt unverriegelt waren.
- Dr. Phil. F. Ruff